Samstag, 11. September 2010

Rauchst du noch oder kokst du schon?

Am Donnerstag, den 09. 09. 10
fand in der NTNU ein Symposium
mit vielen Größen aus den Neuro-
wissenschaften statt. Insgesamt gab
es 9 Vorträge unter anderem von
Leuten wie Morris, den einige
von Escape Test kennen, wobei
eine Ratte in einen Wasserbassin
geworfen wird und dort eine Platt-
form finden muss, die entweder sicht-
bar oder versteckt ist. Dann muss
die Ratte sich merken, wo sie sich be-
funden hat.
Morris ist auch ein fantastischer
Redner und stellte dort einen
neuen Versuch vor, in dem die Ratten
eine ähnliche Aufgabe bewältigen mussten,
die sich jedem stellt, wenn man mit dem
Auto in einem Kaufhaus einkaufen geht
und danach sein Auto auf einem riesigen
Parkplatz wiederfinden muss. In der
Rattenversion wurde nun ein Futter-
pellet in einem bestimmten Loch
versteckt. Die Ratte hatte einen
Versuch und wurde nach einem
Tag erneut getestet. Erstaunlicher-
weise schnitten die Ratten wesentlich
besser ab, wenn sie nach dem
Trainingsdurchgang in einen anderen
Käfig gesteckt wurde, in dem sie
mit einer neuen Umgebung konfron-
tiert wurde. Obwohl dieser neue Reiz
in keinem direkten Zusammenhang
zum Pelletproblem stand, blieb
der Ort des Pellets wesentlich
besser im Gedächtnis haften.
Was lernen wir daraus? Beim
nächsten Einkauf mal was
ganz Neues ausprobieren. Dann
spart man im Nachhinein viel Zeit,
weil man das Auto nicht ewig
suchen muss.


Das Highlight des Tages war
natürlich der Vortrag des Nobel-
preisträgers Eric Kandel, der
zusammen mit seiner Frau zu dem Thema
sprach, ob es ein Leben nach dem
Nobelpreis gibt.


Interessanterweise bringen die meisten
Nobelpreisträger nach dem Gewinn dieses
Preises nichts mehr zustande. Und als Kandel
1995 von ein paar deutschen Kollegen
prophezeit bekam, er werde in den nächsten
Jahren einen Anruf aus Stockholm erhalten,
meinte seine Frau nur: "Hoffentlich nicht allzu
bald. Du hast doch noch so viele gute Ideen."

Sein Geheimnis lag eben dann auch in seiner
Ehe mit Denise Kandel, Soziologin und
bekannt für die Gateway-Hypothese. Diese
baut auf der Beobachtung, dass die allermeisten
Kokser auch rauchen. Sie schlussfolgerte,
dass der Sprung vom Rauchen zum Kokain
wesentlich geringer ist als direkt zu Kokain.
Die Kooperation bestand nun darin, diese
epidemiologischen Untersuchen durch moleku-
larbiologische Mechanismen zu untermauern.
Und in der Tat konnte in Tierversuchen
gezeigt werden, dass das Suchtpotential
viel größer ist, wenn das Tier mindestens
eine Woche lang Nikotin konsumiert hatte.
Natürlich konsumiert nur ein geringer Teil
aller Raucher Kokain, umgekehrt sind aber
die allermeisten Kokser auch Raucher. Und
durch die Einschränkungen für Raucher ging
ebenfalls der Kokainkonsum zurück.

Ungeachtet auf welcher Seite man in dieser
Frage steht, ist es ein großer Genuss, Kandel
in Vorträgen zu erleben. Es gab auch im Anschluss
die Möglichkeit weiterzudiskutieren.

Es war also ein sehr interessanter aber auch langer Tag.
Und so mancher Vortrag war grausam
langweilig. Überhaupt schien fast keiner der
Vortragenden sich an die 20-Minuten-
Grenze halten zu wollen. Manche waren
scheinbar eher auf 60 Minuten eingestellt.
Diese Begeisterung für die eigene Forschung
greift natürlich auch auf das Publikum
über, doch nicht umsonst sind die
Vorträge zeitlich begrenzt, denn ebenso
ist die menschliche Aufnahmefähigkeit.

Doch endlich gab es mal Vorlesungen,
wo auch wir etwas lernen konnten. Aber
dazu mehr ein anderes Mal.

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