Dienstag, 14. September 2010

Vorspiel

Etwas mehr als einen Monat sind
wir hier. Mittlerweile haben die Vor-
lesungen begonnen und wir haben die
ersten Eindrücke gesammelt. Gerade
am Anfang gingen diese Eindrücke
mit großer Müdigkeit einher, denn
hier beginnen sie wirklich ganz am
Anfang. Natürlich ist das für Leute
aus dem Bereich der Psychologie
trotzdem ein schnelles Tempo. In
Berlin kümmert das aber niemanden,
ob man eine Vorbildung hat oder nicht.

Es scheint, dass die meisten interessanten
Kurse im zweiten Halbjahr sind.
Grundlegend anders ist die Vertei-
lung der Masterthemen. Hier müssen
sich die Studenten bereits kurz nach
Studienbeginn entscheiden, obwohl
die meisten noch nie ein Labor von
innen gesehen haben.

                                     Der Blick auf den Fjord auf dem morgentlichen Weg
                                     zur Uni...allerdings müssen wir den Berg auch wieder
                                     hoch laufen.



Zu Beginn des Studiums wurden
uns Punkte genannt, die zumindest
seltsam sind bei Norwegern. Einer
davon war, dass sie allgemein sehr
scheu sind, ist aber erstmal der Kon-
takt hergestellt, sollen sie sehr
hilfsbereit sein. Um das herauszu-
finden, entwickelten wir ein Spiel:
"Wo ist Klaus?" Der Hauptcampus
heißt hier Gloshagen. Wenn man
ein paar Bier getrunken hat und mit
holländischem Akzent hört sich
das sehr nach Klaus Hagen an.
Seit dem uns diese Wahrheit
offenbart wurde, versuchen wir
Norweger zu finden, die wissen,
wo Klaus ist. Und alle Vorurteile
sind wahr.
Wenn wir nachts um drei
völlig verzweifelt nach Klaus fragen,
tun sie alles um uns zu helfen. Sogar
eine Info-Hotline wollten einige
schon anrufen. Auf die Idee, dass
wir uns einen Spaß erlauben,
ist bisher noch keiner gekommen.
Und dabei probieren wir alles,
sie darauf zu bringen, in dem wir
weiter fragen und am Ende sogar
einfach den Campus nennen.
Einfach zu freundlich. In Berlin
würde ich das nicht probieren.

In anderen Bereichen des Lebens
außer der Uni haben Basti und
ich größere Probleme uns einzu-
gewöhnen. Noch immer sind wir
erstaunt, wenn unser Versuch, Bier
um 20:02 Uhr zu kaufen, abgelehnt
wird oder um 02:00 Uhr morgens
die Lichter im Club angehen.
Ja, die Zeit zum Ausgehen ist stark
begrenzt. Und ein Bier kann im Club
gut und gerne 8 € kosten. Darum
trifft man sich hier bereits um 19:00 Uhr
(ja, sieben Uhr) zum Vorspiel.
Im Grund genommen sind Vor-
spiel und Vorglühen dasselbe.
Allerdings haben Norweger auch
noch ein Nachspiel, eben weil
die Clubs so früh geschlossen
werden. Nichtsdestotrotz
schaffen es die allermeisten Nor-
weger bis zum Toreschlusse
unglaublich betrunken zu sein.
Wirklich überzeugt von dieser
Alkoholpolitik sind wir nicht.


Norweger sind zwar im Zwei-
felsfall sehr hilfsbereit, Kavalliere
sind sie eher weniger. Wer eine
verwunderte Norwegerin erleben
möchte, halte einfach eine Tür auf
oder biete einen Stuhl an. Letzteres
hat fast fünf Minuten Überzeugungs-
arbeit gebraucht. Dass es in Deutsch-
land ein ganzes Buch
über solche Verhaltensregeln gibt
wollte mir keiner glauben.

Bis auf demnächst.

Samstag, 11. September 2010

Rauchst du noch oder kokst du schon?

Am Donnerstag, den 09. 09. 10
fand in der NTNU ein Symposium
mit vielen Größen aus den Neuro-
wissenschaften statt. Insgesamt gab
es 9 Vorträge unter anderem von
Leuten wie Morris, den einige
von Escape Test kennen, wobei
eine Ratte in einen Wasserbassin
geworfen wird und dort eine Platt-
form finden muss, die entweder sicht-
bar oder versteckt ist. Dann muss
die Ratte sich merken, wo sie sich be-
funden hat.
Morris ist auch ein fantastischer
Redner und stellte dort einen
neuen Versuch vor, in dem die Ratten
eine ähnliche Aufgabe bewältigen mussten,
die sich jedem stellt, wenn man mit dem
Auto in einem Kaufhaus einkaufen geht
und danach sein Auto auf einem riesigen
Parkplatz wiederfinden muss. In der
Rattenversion wurde nun ein Futter-
pellet in einem bestimmten Loch
versteckt. Die Ratte hatte einen
Versuch und wurde nach einem
Tag erneut getestet. Erstaunlicher-
weise schnitten die Ratten wesentlich
besser ab, wenn sie nach dem
Trainingsdurchgang in einen anderen
Käfig gesteckt wurde, in dem sie
mit einer neuen Umgebung konfron-
tiert wurde. Obwohl dieser neue Reiz
in keinem direkten Zusammenhang
zum Pelletproblem stand, blieb
der Ort des Pellets wesentlich
besser im Gedächtnis haften.
Was lernen wir daraus? Beim
nächsten Einkauf mal was
ganz Neues ausprobieren. Dann
spart man im Nachhinein viel Zeit,
weil man das Auto nicht ewig
suchen muss.


Das Highlight des Tages war
natürlich der Vortrag des Nobel-
preisträgers Eric Kandel, der
zusammen mit seiner Frau zu dem Thema
sprach, ob es ein Leben nach dem
Nobelpreis gibt.


Interessanterweise bringen die meisten
Nobelpreisträger nach dem Gewinn dieses
Preises nichts mehr zustande. Und als Kandel
1995 von ein paar deutschen Kollegen
prophezeit bekam, er werde in den nächsten
Jahren einen Anruf aus Stockholm erhalten,
meinte seine Frau nur: "Hoffentlich nicht allzu
bald. Du hast doch noch so viele gute Ideen."

Sein Geheimnis lag eben dann auch in seiner
Ehe mit Denise Kandel, Soziologin und
bekannt für die Gateway-Hypothese. Diese
baut auf der Beobachtung, dass die allermeisten
Kokser auch rauchen. Sie schlussfolgerte,
dass der Sprung vom Rauchen zum Kokain
wesentlich geringer ist als direkt zu Kokain.
Die Kooperation bestand nun darin, diese
epidemiologischen Untersuchen durch moleku-
larbiologische Mechanismen zu untermauern.
Und in der Tat konnte in Tierversuchen
gezeigt werden, dass das Suchtpotential
viel größer ist, wenn das Tier mindestens
eine Woche lang Nikotin konsumiert hatte.
Natürlich konsumiert nur ein geringer Teil
aller Raucher Kokain, umgekehrt sind aber
die allermeisten Kokser auch Raucher. Und
durch die Einschränkungen für Raucher ging
ebenfalls der Kokainkonsum zurück.

Ungeachtet auf welcher Seite man in dieser
Frage steht, ist es ein großer Genuss, Kandel
in Vorträgen zu erleben. Es gab auch im Anschluss
die Möglichkeit weiterzudiskutieren.

Es war also ein sehr interessanter aber auch langer Tag.
Und so mancher Vortrag war grausam
langweilig. Überhaupt schien fast keiner der
Vortragenden sich an die 20-Minuten-
Grenze halten zu wollen. Manche waren
scheinbar eher auf 60 Minuten eingestellt.
Diese Begeisterung für die eigene Forschung
greift natürlich auch auf das Publikum
über, doch nicht umsonst sind die
Vorträge zeitlich begrenzt, denn ebenso
ist die menschliche Aufnahmefähigkeit.

Doch endlich gab es mal Vorlesungen,
wo auch wir etwas lernen konnten. Aber
dazu mehr ein anderes Mal.

Montag, 6. September 2010

Tütensuppentourismus

Überall ist das Geschrei groß, wenn große
Unternehmen aus Gründen der Kostenersparnis
ihre Produktion oder ihren Einkauf ins Ausland ver-
legen.
Bei uns nicht. Wir haben gelernt, dass es sehr wohl Si-
tuationen gibt, die diesen Schritt mehr als rechtfertigen.
Und nicht nur wir. Eigentlich sind wir nur Teil einer Be-
wegung um Mehrwertsteuern zu sparen. Daher fährt der
Norweger nach Schweden, der Schwede nach Dänemark,
der Däne nach Deutschland, der Deutsche nach Polen. Nur
der Pole kauft zu Hause ein.
Diesem natürlichen Strom folgend ging es letzten Donnerstag
für uns nach Schweden. Passenderweise fährt sechs Tage die Woche
ein Bus direkt zu einem schwedischen Supermarkt,
einmal in der Woche sogar direkt von unserem Studentendorf
aus. Und die Mitfahrt ist sogar für umsonst.

Oben eine Impression aus dem Bus. Ja, der Sonnenschein
hat uns weitgehend verlassen.
Gut 90 Minuten dauerte die Fahrt und dann waren wir end-
lich im Einkausparadis angekommen. Aldi-ähnliche
Zustände schwebten uns vor. Endlich mal nicht sich wie jemand
aus einem Entwicklungsland fühlen. Die Ernüchterung kam
prompt.



Zwar waren wir in Schweden, aber wohl im
teuersten schwedischen Supermarkt überhaupt.
Der Plan Alkohol zu kaufen schlug ebenfalls fehl.
Bier bis maximal 3,5% und alles andere nur auf
Bestellung. Fleisch, Käse und Gemüse waren alle
ähnlich teuer, wie in Norwegen auch.
Und so blieb das Putenbrustfilet nur ein Traum,
der sich in billigen Tiefkühlfrikadellen materialisierte.

Positiv bleibt zu vermerken: Wir waren
jetzt immerhin mal in Schweden gewesen.

Donnerstag, 26. August 2010

Hobbythek

Der Studienalltag drängt sich langsam
in den Vordergrund. Die bisherigen Vor-
lesungen waren alles andere als spannend
und man kann nur hoffen, dass das Niveau
für den Kurs Basic Neuroscience ansteigt.
Der Lieblingssatz der Dozentin auf Fragen
war "I don't know that either". Die armen
Psycho-Studenten, die so schlecht in die
Molekularbiologie eingeführt wurden.
Vorsorglich setzte ich mich in den Vorle-
sungen bereits ganz hinten in die Ecke,
konnte aber bisher den Kampf gegen das
Einschlafen gewinnen.

Heute ging es im Rahmen der Einführungs-
woche der Mediziner in ein Wissen-
schaftsmuseum. Dort gab es erst einmal
eine kleine Show mit Chemieexperimenten,
die mit Haushaltsutensilien nachgestellt werden
können.








Das Video entlarft etwas den Zaubertrick.
An und für sich aber eine nette Show.
Anbei noch ein kleines Experiment für
daheim. Was man dazu benötigt, ist ein dünnes
Backpapier. Angeblich gibts das nur in
Norwegen, aber ich vermute, dass ist nur
der skandinavische Stolz. Getestet wird,
ob eine Person die Wahrheit sagt - und es
funktioniert:







Im Museum gab es dann aus den Bereichen
Optik, Wetter, Elektrizität, Bewegung, Akustik,
Statik und Mechanik eine Menge auszuprobieren.



Alles sehr nett, wenn auch vor allem
für Kinder interessant. Und wer dann
schon groß genug ist und sich einmal
wie ein Astronaut fühlen möchte, konnte
das auch:



Nun bleibt nur noch zu hoffen,
dass die Vorlesungen auch bald ähnlich an-
schaulich und einprägsam werden.

Dienstag, 24. August 2010

Legen...wait for it....dary!

Überraschenderweise wird hier doch
studiert. In der Tat hatten wir heute
die erste Vorlesung. Dank unserer
Vorbildung in Neurobiologie, dürfte
das aber nicht übermäßig schwer
werden. Für einen Essay stehen
Themen zur Verfügung wie axon
guidance oder neuronal differentiation
in the CNS, die einigen sehr bekannt
vorkommen sollten.



Dass wir an der NTNU angekommen sind,
kann man sogar bei Facebook sehen.
Hier sind wir (Mitte Milena und
Marija aus Serbien) gerade überglücklich,
unsere neuen Ausweise erhalten zu haben.
Ja, hier gibt es sogar genug Geld
für elektronische Türschlösser. Ganz im
Gegensatz zu den meisten Instituten,
an denen wir bisher waren, wo jeder
seelenruhig ein- und ausgehen kann.



Glücklicherweise müssen wir nicht nur
studieren. Nein, die zweite Orientierungs-
woche hat begonnen - diesmal für die
Masterstudenten der medizinischen
Fakultät. Heute ging es gemeinsam
zu LaserX, wo man mit Laserwaffen
auf Rezeptorfelder schießt.




Zu sehen sind Mitstudenten vor allem
aus der Molecular Medicine. Wer wie ich
gestern noch nie sowas gespielt hat,
sollte es schleunigst nachholen.
AWESOME!


Und da wir nur so wenige waren,
hat die SOMA (Studentenver-
einigung der Masterstudenten der
Medizin) insgesamt 100 NOK
(12 €) pro Person gesponsort.



Demnächst gehts dann noch
auf die Bowlingbahn und für
umsonst zum Pizzaessen.

Tja, wir haben uns die richtige
Fakultät ausgesucht.

Samstag, 21. August 2010

Der lange Marsch

Wir schreiben Donnerstag, den
19. 08. 10 und auf dem Plan stand
eine lange Wanderung im Umland von Trond-
heim.



Wie auf dem Bild gut zu sehen, waren wir
alles andere als wenige. Gut 800 Studenten
rollten in mehreren Gruppen über die Berge
und Täler. Viel mit dem norwegischen
Wandergeist, demnach man in Berge geht, um
die Einsamkeit zu finden, hatte das nicht zu tun.

Die Wanderung führte uns auf dem Gipfel eines
kleinen Berges oder Hügels. Der Blick viel
weit über das Umland von Trondheim. Im Bild zu
sehen sind zwei Trinkwasserseen.


Dem Berggipfel folgte das Nass des
Sumpfes. Wenn man sich die blühenden
Wiesen und das satte Grün der Bäume an-
schaut, ist es kaum vorstellbar, dass hier sehr
bald alles in einem klaren Weiß erscheint.





Die Tour endete nach knappen sieben Stunden an
einem wunderschönen Badesee mit wirklich angenehmer
Temperatur. In der Mitte befand sich eine kleine Insel,
zu der man leicht hinschwimmen konnte. Natürlich der
perfekte Abschluss, wenn man nach einem langen
Marsch durch die teilweise sengende Hitze endlich
am Ziel ankommt. Es war so warm,
dass es sogar zu einem leichten Sonnenbrand gereicht
hat. Das hätte ich in Norwegen vorher gar nicht für
möglich gehalten.

Als Abschluss und aufgrund mangelnder
Kochkünste gingen wir in den Park zum Grillen.
Bei einem wunderschönen Sonnenuntergang
ließen wir den Tag ausklingen.


Wer sich jetzt fragt, ob wir hier nur Urlaub machen
oder auch irgendwann mal studieren, dem kann
ich nur antworten: Das weiß ich auch nicht.
Für die nächste Woche steht bereits die
Orientation Week des medizinischen Instituts
an mit Volleyballturnier und Lasertec-Match.

Na dann...

Competition

Mittwoch den 18. 08. 10 machten wir uns erneut auf
zum Fjord. Das Wetter hielt sich konstat bei
gut 25°C und da der Jahresdurchschnitt bei
14°C liegt, mussten wir dies natürlich nutzen.
Diesmal zu fünft mit zwei Holländern (Joost,
Jasper) und einer Kolumbianerin (Andrea)
genossen wir einen schönen Tag und eine
wunderschöne Aussicht. Natürlich ließen
wir uns es auch diesmal nicht nehmen ein
Bad im leicht kühlen Nass des Trond-
heimer Fjordes zu nehmen. Zuerst nur
kurz rein und man hatte gleich wieder das
Gefühl, alles am Körper stirbt ab.
Wie in Männergruppen üblich, entwickelte
sich aber schnell eine Gruppendynamik,
die dazu führte, dass wir zuerst zu einer Boje
dann zur zweiten und auch noch zu dritten schwammen
und am Ende jegliches Gefühl in den Glied-
maßen verloren hatten. Als wir versuchten
aus dem Wasser zu kommen, verloren wir mehrmals das
Gleichgewicht. Wir hielten uns natürlich jetzt
für ziemlich hart, änderten aber unsere Meinung
schnell, als wir NorwegerInnen sahen,
die ebenfalls im Fjord schwammen und
dies sogar zu genießen schienen.
Darunter auch viele hochschwangere,
so schwanger, dass man befürchten musste,
dass Baby käme jede Minute. Vermutlich wird
man nur so zu einem echten Norweger, wenn
man bereits im Bauch der Mutter die eisige
Kälte des Fjords gespürt hat.

Zum Abschluss noch eines der vielen
schönen Sonnenbilder. Toll, dass das diese
Kamera kann.

Dienstag, 17. August 2010

Ein Tag am Strand

Der Tag begann mit einer Besichtigung
unsereres neuen Heimes - dem medizinischen
Institut. Gut zu sehen, wo das Ölgeld auch
hingeht.
Da das Wetter aber immer noch fantastisch
war, beschlossen wir schwimmen zu gehen.
Aber nicht einfach in einem Schwimmbad,
schließlich liegt der Atlantik direkt vor
unserer Haustür. Von einer Einheimischen
erfuhren wir, dass es auch einen Strand gibt,
eigentlich sogar Strand neben Strand. Blau-
äugig wie eigentlich immer liefen wir einfach
los und nach 90 Minuten Fußmarsch und mehreren
Befragungen Trondheimer Passanten nach dem Weg
kamen wir an:




Natürlich handelte es sich nicht um einen Strand, wie man ihn am
Mittelmeer findet, sondern um einen echt norwegischen.
Umgeben von Felsen genossen wir einen wunder-
schönen Blick auf den Fjord und die Brandung. Es
war brütend heiß, daher gingen wir natürlich schwimmen
bei sommerlichen 14 Grad Wassertemperatur:


Unser Lager schlugen wir auf einem Felsen auf und nach
dem doch leicht erfrischenden Bad, schliefen wir friedlich
in der Sonne ein.



Tja, Norwegen ist auch zum Baden schön. Viel gibt es nicht mehr zu
sagen, außer, dass wir wiederkommen wollen und mit dem
folgenden Bild verabschiede ich mich:


Montag, 16. August 2010

Welcome to NTNU

Heute fand die Einführung für die internationalen Studenten
statt. Entgegen meiner Befürchtung war dies alles andere
als langweilig. Na gut, die Rede des Direktors hat
natürlich keinen vom Sitz gerissen. Interessant war aber
doch, dass über 10 Prozent der NTNU-Studenten aus
dem Ausland stammen. Grund dafür ist die geringe Masse
an Norwegern, daher muss importiert werden.
Jede Uni ist auch im Internet präsent mit kleinen Werbefilmen.
Meist dauern diese 15 Minuten und man sieht Studenten
über den Campus hüpfen oder erzählen, warum die Uni
doch so toll ist. Wenn man Ende gefragt würde, was man
behalten hat, so ist das in den meisten fällen nichts.
Nicht so bei der NTNU. Hier deren Werbefilm,
den ihr nicht so schnell vergessen werdet:

Im Anschluss haben dann ein deutscher und ein englischer Professor
darüber berichtet, warum Norweger etwas seltsam sind. So gehen
Norweger zwar weite Wege, um jemanden seine Geldbörse zurück
zu geben. Auf der anderen Seite meiden sie aber neue Menschen,
so lange diese nicht den ersten Schritt tun.
Von besonderer Exklusivität ist auch die norwegische Küche.
So kann man auf dem Markt durchaus eine Finnish Pee Soup,
Peking chicken with sweat and sour sauce oder
Fish with Whalenuts bekommen.
Während es sich dabei schlicht um Übersetzungsfehler handelt,
kann man in Norwegen auch folgendes als, ja, wirklich
Delikatesse angeboten bekommen:


Das ist ein gekochter Schafskopf, der zum Servieren halbiert wird.
Lecker, wa?

Eine weitere Eigenheit der Norweger ist ihre Rivalität gegenüber Schweden.
So sehen zum Beispiel typische Ergebnisse eines Ski-Rennens aus:

1. Platz: Ole....14.54.23 (Norway)
2. Platz: Knut... 14.56.32 (Norway)



7. Platz: Michel...21.23.90 (Sweden)


Wann immer sich die Gelegenheit bietet, wird darauf hingewiesen,
dass Norwegen besser ist als Schweden.
Daneben sind Norweger natürlich ein äußerst friedlebendes Volk,
das trotz oder wegen seiner Eigenheiten sehr aufgeschlossen
gegenüber Fremden ist und jederzeit bereit ist zu helfen.

Ob das, was ich hier aus Büchern abschreibe, auch wirklich stimmt,
werde ich in den nächsten Tagen herausfinden, wenn wir endlich
Norweger kennen lernen.

Bis dann....

Sonntag, 15. August 2010

Die ersten Tage

Morn euch allen.

Tja, Basti und ich sind für die kommenden vier Monate im kalten Norden
zum Kennen lernen einer neuen Sprache, neuer Menschen und ja, irgendwie
auch zum Studium.

Als kalt erwies sich der Norden nicht. In Oslo schwitzten wir noch in der Sonne
und auch in Trondheim war und ist noch T-Shirt-Wetter. In Oslo erstmal Geld
getauscht und einen Kaffee gekauft und dabei die Freuden des norwegischen
Mehrwertsteuersystems kennengelernt. Das kann ja heiter werden.
In Trondheim fehlten meinem neuen Koffer dann die Rollen, aber tragen
geht ja auch viel einfacher.

Untergekommen sind wir in einem Studentendorf in Vierer-WGs. Ich teile mir
dabei Bad und Küche mit zwei rumänischen Zwillingen, die ich wohl nie aus-
einander halten werde können und einer Schottin - kurz gefasst: Glück
gehabt.
                                          Blick aufs Studentendorf


Bisher haben wir die Uni nur von außen gesehen. Der Einstand bestand vor
allem aus Studentenfeiern, wo man das Bier zu fast deutschen Preisen bekommt
und einem Ausflug ins Nachtleben von Trondheim. Letzteres unterscheidet sich
natürlich von dem in Deutschland. Da die Clubs nur bis etwa zwei Uhr nachts
aufhaben, versuchen sich die Einheimischen und Eingeweihten möglichst schnell
zu betrinken oder haben das bereits beim Vorglühen auf Norwegisch Vorspiel
getan. Um zwei Uhr gehen dann die Lichter an und alle Menschen stehen auf
der Straße. Dann trifft man sich zum Nachspiel.
Echte Norweger haben wir bisher noch keine kennengelernt, aber
das wird in der nächsten Woche hoffentlich anders, wenn wir die Uni auch von
innen sehen. Um für Dialoge in Norwegisch gewappnet zu sein, habe ich
einen Reisesprachführer mitgebracht. Dieser bereitet einen wirklich auf
alles vor. Folgendes kann man sich wunderbar als Szene vorstelllen - leider
ohne Happy-End:

Skal du noe i morgen? (Hast du morgen schon was vor?)
Nar skal vi treffes? (Wann treffen wir uns?)
Har du noen venn? (Hast du einen Freund?)
Jeg har gledet meg til a mote deg i hele dag (Ich habe mich den ganzen Tag auf
dich gefreut)
Jeg er forelesket i deg (Ich habe mich in dich verliebt)
Jeg i deg ogsa. (ich mich auch in dich)
Har du lyst a bli med meg hjem? (Kommst du mit zu mir?)
Jeg har lyst til a ligge med deg. (Ich möchte mit dir schlafen)
Men bare med kondom! (Aber nur mit Kondom!)
Har du kondomer? (Hast du ein Kondom?)
Hvor kan jeg fä kjopt noen? (Wo kann ich welche kaufen?)
Nei, det gar litt for fort for meg! (Nein, das geht mir zu schnell!)
Hold opp med en gang (Hör sofort auf!)
Forsvinn! (Hau ab!)

Trondheim ist beschaulich, wenig spektakulär, aber sehr gemütlich.
                                           Postkartenmotiv

Mit ca. 160 000 Einwohnern deutlich kleiner als die meisten Berliner Stadtteile verfügt
Trondheim dafür aber über den Charme einer Kleinstadt.

Das Leben ist teuer hier und so auch das Essen. Daher ist der billige Hotdog wie ihn
Basti hier isst zum festen Bestandteil der Ernährung geworden. Essen wird aber auch
überbewertet.
Die Umgebung von Trondheim bietet laut Reiseführer eine Vielzahl von Sehenswürdig-
keiten. Eine, Monkholmen, eine kleine Insel im Fjord, haben wir heute zum ersten
Mal besucht. 


Bei bestem Wetter hätte man sogar Schwimmen gehen können. Bleibt nur zu hoffen,
dass der Sommer noch etwas andauert. Fast schade, dass wir ab Morgen uns
auch etwas mit der Uni beschäftigen müssen. Betonung auf etwas, denn erstmal
kommt die Kennenlernwoche.

Ich werde weiterhin von unseren Eindrücken hier berichten. Bis dahin sage
ich erstmal pa gjensyn!